Fotos: Jan Croonenbrock
„Der Bau eines Begegnungs- und Beratungszentrums für Menschen mit und ohne Behinderung war der Herzenswunsch des Stifterehepaares Paul und Katharina Kraemer, als sie vor 25 Jahren den Grundstein für das Familienzentrum ihrer Gold-Kraemer-Stiftung legten“, mit diesen Worten fasste der Vorstandsvorsitzende Professor Dr. Hans Josef Deutsch das Anliegen der Eheleute Kraemer anlässlich des Jubiläums des Haues zusammen, das die Stiftung gemeinsam mit allen dort ansässigen Einrichtungen des Zentrums am vergangenen Wochenende feiern konnte.
Als Haus der kurzen Wege konzipiert, arbeiten im Familienzentrum an der Rolshover Straße 11 verschiedene soziale, städtische und private Einrichtungen als Anlaufstelle für Kinder, Jugendliche und Familien eng zusammen. Besonders im Blick hat das Zentrum die Hilfen und Beratung für Menschen mit Behinderung. Unter den Anbietern sind die Alexianer Werkstätten, das Zentrum für Frühbehandlung und Frühförderung mit einem Fortbildungszentrum, eine integrative Kindertagesstätte der Stadt Köln, der Kinderschutzbund Köln, die Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft – Ortsvereinigung Köln und Umgebung, das Kalker Netzwerk für Familien, ein mobiles Heilpädagogisches Team und das Paul Kraemer Haus Kalk, eine besondere Wohnform der Gold-Kraemer-Stiftung für Menschen mit geistiger Behinderung.
Hans Josef Deutsch unterstrich die Bedeutung des Zentrums für die Idee und das Anliegen der Stiftung: „Für die Eheleute Kraemer stand die Hilfe und Förderung gerade junger Menschen mit Behinderung im Vordergrund.“ Dabei verwies der Vorsitzende auf das eigene Schicksal der Familie Kraemer, die in den 1960er Jahren ihren einzigen Sohn, der mit einer schwerstmehrfachen Behinderung zur Welt kam, im Alter von 13 Jahren verloren hatte. Das aus Köln stammende Stifterpaar, die Begründer der Juweliergruppe Gold Kraemer, lebte über 50 Jahre in Frechen und legte durch die Gründung der Gold-Kraemer-Stiftung das Fundament für vielfältige Hilfen und Unterstützungsleistungen für Menschen mit Behinderung im Rhein-Erft-Kreis und Köln.
Vor 25 Jahren war es Dr. Tordis Horstmann, die damals als Geschäftsführerin des Zentrums für Frühbehandlung und Frühförderung einen neuen Standort im rechtsrheinischen Köln gesucht hatte. „Es war ein Zufall und vor allem ein Glücksfall, dass wir zu dieser Zeit die Eheleute Kraemer kennengelernt hatten. So war es ihre sofortige Begeisterung für die Idee von einer Frühbehandlung und Frühförderung von Kindern im Alter zwischen null und sechs Jahren, die das Stifterpaar dazu brachte, uns zu helfen und mit ihrer Stiftung an zentraler Stelle in Kalk ein Zentrum für Frühbehandlung und Frühförderung zu erreichten“, erinnert sich die Wissenschaftlerin, die heute selbst Mitglied im Vorstand der Stiftung ist. „In den zurückliegenden über 60 Jahren hat die Frühbehandlung und Förderung enorme Fortschritte erzielt. Vernetze Zusammenarbeit mit Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe sowie gezielte Forschung und innovative Behandlungsmethoden haben maßgeblich dazu beigetragen. So gilt es auch in Zukunft gerade durch neue wissenschaftliche Erkenntnisse die Begleitung von Familien und Kindern mit Behinderung stetig zu verbessern“, sagte Tordis Horstmann.
„So bunt, wie der Stadtteil Köln-Kalk, so bunt und vielfältig ist das Leben hier im Zentrum“, unterstrich Bürgermeisterin a.D. Elfi Scho-Antwerpes die Rolle des Hauses im Viertel. „Hier werden die Menschen so wertgeschätzt, wie sie sind. Hier erfahren sie Teilhabe, sozialen Austausch und Hilfen für ihre Lebenssituation“, erläuterte sie und hob hervor, dass Teilhabe keine Frage des Ob, sondern eine Frage des Wie sei.
Dass im Familienzentrum Menschen mit Behinderung auch ihr Zuhause haben, zeigte sich bei der Feier eindrucksvoll durch das Mitwirken der Damen und Herren des Paul Kraemer Haus Kalk, die mit einer Musik- und Tanzdarbietung für Stimmung sorgten. „Unsere Bewohnerinnen und Bewohner fühlen sich in diesem Viertel sehr wohl und angenommen, denn sie erfahren sich als ein selbstverständlicher Teil der multikulturellen Bürgergesellschaft“, beschrieb Moriz Braunmiller, der Leiter des Paul Kraemer Haus.
Seit 2010 ist das Familienzentrum der Stiftung auch ein anerkanntes Familienzentrum in Nordrhein-Westfalen und gilt als Best-Practice-Beispiel für die Zusammenarbeit verschiedener familienunterstützender Dienste in Ballungszentren. „Wir werden auch in Zukunft mit allen hier wirkenden Einrichtungen ein innovatives Angebot für Familien mit ganz unterschiedlichen Hilfebedarfen vorhalten und wollen dabei auch im Bereich der Forschung, der Aus- und Weiterbildung von Fachkräften neue Wege zum Wohl der Menschen in Köln-Kalk gehen.“, so Hans Josef Deutsch.