Die Gold-Kraemer-Stiftung und ihre Arbeit kenne ich aus zwei Perspektiven: heute unmittelbar als Vorstandsmitglied, aber auch mittelbar durch meinen Vater, der bereits eine über fünfzigjährige Zugehörigkeit zum Unternehmen vorweisen kann. In der Familie war seine Arbeit immer präsent. Meine Eltern, meine Schwester und ich sind sogar einige Male mit auf Ferienfreizeiten gefahren, die für behinderte Kinder und Jugendliche organisiert wurden. Bei diesen und ähnlichen Gelegenheiten haben wir zuweilen auch die Eheleute Kraemer getroffen. Ich habe sie als zugewandt, fürsorglich und interessiert erlebt. Es war immer zu spüren, wie sehr sie Kinder mochten.
Heute ist die Gold-Kraemer-Stiftung völlig anders aufgestellt. Die starke familiäre Anbindung, die wohl im individuellen Schicksal der Eheleute Kraemer wurzelte, ist einer mehr rationalen und deutlich professionalisierten Arbeit gewichen. Angesichts des Aufholbedarfs, den unsere Gesellschaft im Umgang mit Menschen mit Behinderung etwa im Vergleich zu den Niederlanden hat, ist die Stiftungsarbeit umso relevanter. Es geht heute um Inklusion und das heißt beispielsweise für mich, dass Menschen mit Behinderung selbstverständlich zu unserem Alltag gehören – beim Einkaufen, im Kino, im Restaurant. Es reicht nicht, nur institutionelle Rahmenbedingungen zu schaffen. Tatsächlich sind aber immer noch viele Behinderte tagsüber in speziellen Einrichtungen untergebracht und damit den Blicken der großen Öffentlichkeit entzogen.
2007 hat mich eigentlich eine juristische Fragestellung zur Stiftungsarbeit geführt: Es ging darum, dieses großartige Erbe seiner bestmöglichen Verwendung zuzuführen. Mir ist wichtig, dass wir uns zukünftig beispielsweise auch dem familiären Umfeld behinderter Menschen stärker widmen, das seine ganz eigenen Probleme mit dem Thema Behinderung hat. Ebenso kann ich mir vorstellen, dass wir uns über das eigentliche Kerngeschäft der Behindertenarbeit hinaus – das als solches natürlich immer den Mittelpunkt unserer Arbeit bilden wird –auch anderen, insbesondere jungen Menschen zuwenden, die hilfebedürftig sind. Das passt auch zur Geschichte der Stiftung. Insgesamt muss die großartige soziale Leistung der Stiftung auch im unternehmerischen Zweig der Kraemer-Familie deutlicher herausgearbeitet werden, wie auch gleichzeitig der ehrenamtliche Vorstand sich seiner unternehmerischen Verantwortung bewusst sein muss. Für diese Ziele arbeite ich in diesem Gremium sehr gern mit.