Als ich im Mai 2000 meinen Dienst im St. Katharinen-Hospital Frechen begann, bat mich der Frechener Bürgermeister um die ärztliche Begleitung der Ehrenbürger Paul R. Kraemer und seiner Frau Katharina. Über die Jahre ist so ein tiefes Vertrauensverhältnis entstanden; mir als ihrem Arzt haben sich beide immer sehr offen anvertraut. Beide hatten eine sehr tiefe, innere Verbundenheit und teilten das Gefühl, trotz mancher Wendung des Lebens zusammenzugehören. Sie zeigten beide großes Interesse am anderen und natürlich an dem gemeinsam Erreichten – der Firma und der Stiftung.
Obwohl sie nicht täglich von ihrem Sohn sprachen, war er immer präsent. Die Stiftung haben sie aus Liebe zu ihrem Kind errichtet und sich hierdurch eine bleibende Verbundenheit geschaffen. Ihrem Sohn konnten die beiden ihr Lebenswerk ja nicht mehr anvertrauen. Ich denke, dass sie mit der Stiftung ersatzweise Menschen zu ihren „Erben“ machen wollten, die in ähnlicher Weise hilfsbedürftig waren wie ihr Sohn – also vor allem geistig und körperlich behinderte Kinder und Jugendliche.
Daraus erklärt sich für mich ihr großes soziales Engagement: Die Erinnerung an ihr früh verstorbenes Kind war ihnen ein Herzensleid, aber gleichzeitig auch ein wesentlicher Antrieb. Heute arbeite ich im Stiftungsvorstand mit daran, dass das Erbe von Paul und Käthe Kraemer genau dem Zweck zukommt, den das Stifterehepaar formuliert hat. Wir sind eine große, private Sozialstiftung mit dem Auftrag, uns vorrangig um Menschen mit Behinderung zu kümmern. Natürlich muss dazu die Kraemer GmbH wirtschaftlich vernünftig geführt werden, denn sie ist ein wichtiger Teil dieses großen Erbes und eröffnet der Gold-Kraemer-Stiftung umfangreiche Möglichkeiten, für ihren Stiftungszweck einzutreten. In der Stiftung muss der soziale Gedanke an allererster Stelle stehen. Die Stiftung muss, auch politisch, unabhängig bleiben. Wir Vorstandsmitglieder müssen immer dem Geist von Paul und Käthe Kraemer nachspüren und uns immer fragen, ob wir in ihrem Sinne handeln. Ich bin gleichwohl überzeugt, dass wir auch mit den vielen Veränderungen in Stiftung und Firma, die nach dem Tod des Stifterehepaares erforderlich wurden, vor ihnen bestehen können. Dem Stifterwillen verpflichtet, wird sich der Vorstand auch in Zukunft effektiv und verlässlich für behinderte Menschen einsetzen.