„BBC stellt erstmals Moderator mit Down-Syndrom ein!“ – Bäm, was für eine Nachricht! Die Medien feiern sie als Sensation, vor allem wegen der Relevanz von Diversität und Vielfalt im englischen Fernsehen, wo der 20-jährige George Webster Sendungen im Kinderprogramm präsentieren wird.
Menschen mit Behinderung vor der Kamera? Auch Ralf Faßbender träumt davon. „Wenn ich beim Fernsehen eine Sendung hätte, würde ich eine Talk Show moderieren und beim Radio eine Musiksendung“, sagt er. Um die Vielfalt in der Medienlandschaft in Deutschland zu fördern, hat die Gold-Kraemer-Stiftung in Kooperation mit der Caritas-Stiftung im Erzbistum Köln und der Kämpgen-Stiftung ein richtungsweisendes Bildungsangebot gestartet. Seit August lernt Ralf Faßbender zusammen mit Yvonne Freiberg, Christiane Becker und Jochen Rodenkirchen die Grundlagen des Journalismus und verschiedene Medien kennen. Die vier sind seit Jahren Mitglieder bei „Blatt-Gold“, einer Schreibwerkstatt für Menschen mit Lernschwierigkeiten. Für die nächsten zwei Jahren arbeiten sie an zwei Tagen die Woche als Redaktions-Team statt in einer Werkstatt für behinderte Menschen (WfBM). Ihr Traumjob: Was mit Medien!
Unter der Leitung der Journalistin Anja Schimanke berichten und posten sie über sich und ihren Alltag genauso wie über aktuelle Themen der Gesellschaft. Manche schreiben, andere diktieren das, was sie beschäftigt. Yvonne Freiberg schreibt aktuell über ihren Einzug in eine WG. Konzentriert am Ball zu bleiben, das ist nicht leicht, auch wenn Vieles neu und spannend ist. „Da muss ich mich erstmal dran gewöhnen als Journalist zu arbeiten“, sagt Jochen Rodenkirchen. Als er sich über zu wenig Auswahl an Büchern in Leichter Sprache beschwert, wird das zum Thema. Das Team recherchiert, besucht Stadtbücherei und Buchhandlung, befragt Verantwortliche nach den Gründen startet eine Straßenumfrage und veröffentlicht ihre Beiträge. Bäm!
„Die Inklusionsdebatte steht nur auf einem Bein, wenn Menschen mit Behinderung als Expert*innen in eigener Sache nicht ihre Angelegenheiten auch in der breiten Öffentlichkeit selber vertreten“, so der zuständige Geschäftsführer in der Stiftung, Dr. Volker Anneken. Die Zusammenarbeit mit anderen Medieneinrichtungen und Redaktionen steht darum im Fokus, zum Beispiel auch in der Öffentlichkeitsarbeit der Caritas. „Menschen mit Behinderung haben große Potentiale, und wir können vieles von ihnen lernen,“ so Thomas Hoyer, Vorstandsvorsitzender der Caritas-Stiftung, der sich auf die Zusammenarbeit freut. „Das bereichert beide Seiten, die Teilnehmenden wie auch unser Haus.“